Wiederholt hob der Papst bei seinem Besuch die Heiligkeit des Landes für Juden, Christen und Moslems hervor, des Geburtslandes Jesus und des christlichen Glaubens.
“Ich weiß die Gelegenheit zu schätzen, die mir geboten wurde, eine Pilgerreise in ein Land zu unternehmen, das durch die Fußspuren von Patriarchen und Propheten geheiligt ist, ein Land, das Christen als Schauplatz des Lebens, des Todes und der Auferstehung Jesus Christi besonders verehren. Ich nehme meinen Platz ein in einer langen Reihe christlicher Pilger zu diesem Land, eine Reihe, die bis in die ersten Jahrhunderte der Geschichte der Kirche zurückreicht und die gewiss lange in die Zukunft fortdauern wird”.
Aus Jordanien kommend, besuchte der Papst, der sich selbst als „Pilger unter Pilgern“ bezeichnete, die Heiligen Stätten des Landes, darunter auch Bethlehem, Nazareth und vor allem Jerusalem, das als heilige Stadt der Christen einer der wichtigsten Punkte auf der Tagesordnung eines katholischen Gläubigen darstellt.
In Jerusalem wurde Jesus verurteilt und gekreuzigt. Hier wurde er begraben und erstand wieder auf. Jedes Jahr zu Ostern zieht Jerusalem Hunderttausende christlicher Besucher in seinen Bann. Sie folgen der Via Dolorosa in der historischen Altstadt, besuchen die Kirche des Heiligen Grabes und den Garten Gethsemane. Der Stadtteil Ein Karem als Geburtsort von Johannes dem Täufer und Bethanien auf dem Ölberg, das Heim von Maria und Martha, stellen weitere Anziehungspunkte dar.
Die Heiligen Stätten des Evangeliums werden in Jerusalem wieder lebendig. Mit der Klagemauer – der Westmauer des einstigen jüdischen Tempels – ist Jerusalem die heiligste Stadt des Judentums, und stellt mit der al Aqsa Moschee und dem Felsendom die drittheiligste Stadt des Islam dar. Während der Papst Klagemauer und Felsendom besuchte, waren 80.000 Polizisten im Einsatz.
Der Papst verweilte lange im Gebet an der Mauer. Auch Benedikts Vorgänger, Johannes Paul II., hatte neun Jahre zuvor an dieser Stelle gebetet und um Vergebung für das Leid gebeten, das den Juden im Verlauf der Geschichte durch Christen zugefügt wurde. Johannes Paul II. hatte im Verlauf seines damaligen Besuches als erster Papst zudem Yad Vashem besichtigt, Israels Gedenkstätte für die sechs Millionen jüdischer Opfer des Holocaust.
Auch Benedikt XVI gedachte dieser Opfer, als er sich in Yad Vashem einfand: „Ich bin gekommen, um in Stille vor diesem Monument zu stehen, das errichtet wurde, um die Erinnerung an die Millionen von Juden zu ehren, die während der schrecklichen Tragödie der Shoah getötet wurden. Sie haben ihr Leben verloren, aber sie werden niemals ihre Namen verlieren… Möge ihr Leiden nie geleugnet, verharmlost oder vergessen werden.“
Israels Staatspräsident Shimon Peres dankte dem Papst für seine Rede und hob dessen Nahost-Reise als eine „Mission für den Frieden“ hervor. Oberrabiner Israel Meir Lau übergab dem Papst als Abschiedsgeschenk den Nachdruck eines Bildes von Felix Nussbaum; der Künstler wurde 1944 in Auschwitz ermordet.
Der Einschätzung von Avraham Primor zufolge, Israels ehemaligem Botschafter in Deutschland, kam der Papst in der Öffentlichkeit Israels gut an und sagte auch „das Richtige“.
Im Mittelpunkt des päpstlichen Besuches in Israel standen denn auch der interreligiöse Dialog und die Förderung des Friedens: „Möge Gott sein Volk stärken! Möge Gott sein Volk mit Frieden segnen!“