Reise zu den Anfängen
Die Stadt Jerusalem entstand auf einem kleinen Hügel in der Nähe des heutigen Tempelberges. Vor etwa 3000 Jahren eroberte König David die kleine Jebusitersiedlung und machte sie zu seiner Hauptstadt – der Stadt Davids. Ein Besuch der Davidsstadt ist eine Reise mitten ins Herz eines der faszinierendsten Orte auf Erden. Hier regierten David und Salomo, hier sprachen die Propheten Jesaja und Jeremia ihre ewigen Worte. Die Davidsstadt ist der Geburtsort Jerusalems – die Stätte, wo alles begann.

Überblick über die Geschichte des alten Jerusalem
Die Davidsstadt liegt südlich des Tempelbergs außerhalb der heutigen Altstadtmauern. Dieser Hügelkamm war schon in der chalkolithischen Ära (dem fünften Jahrtausend v. Chr.) bewohnt; eine ummauerte Stadt entstand jedoch erst während der Mittleren Bronzezeit II (dem Zeitalter der Patriarchen) vor 4000 Jahren.



Ausgrabungen in der Davidstadt

Photo: Ron Peled

In der Bibel findet Jerusalem erstmals als »Shalem«, die Stadt Melchizedeks, Erwähnung (Genesis 14). Seine Macht spiegelt sich in den ägyptischen Ächtungstexten wieder, wo es als eine jener kanaanitischen Städte genannt wird, die die ägyptische Hegemonie in der Region bedrohen. Weiter wird Jerusalem auch in den Briefen von al Amarna im 14. Jh. v. Chr. erwähnt, die in den königlichen Archiven des pharaonischen Ägyptens gefunden wurden. Adoni-Zedek, der kanaanitische Herrscher der Stadt (Josua 10:1), wurde während der Landnahme der Israeliten von Josua geschlagen, die Stadt selbst jedoch blieb in Händen der Kanaaniter.

Vor über 3000 Jahren (um 1000 v. Chr.), eroberte König David Jerusalem von den Jebusitern und machte es zu seiner Königsstadt. Dass er gerade diesen Ort zu seiner Residenzstadt wählte, lag nicht zuletzt an deren natürlicher Wasserquelle Gihon, ihren starken Verteidigungsanlagen, ihrer zentralen Lage im Herzen der Länder der israelitischen Stämme und der Tatsache, dass sie als neutrales Gebiet zum Symbol der Einheit für die ganze Nation geeignet war.

Jerusalem besaß auch eine lange Tradition der Heiligkeit, die es mit dem alten Shalem und dem Berg Moriah (2 Chroniken 3:1) verknüpfte, dem traditionellen Ort der Nicht-Opferung Isaaks. David ließ einen königlichen Palast bauen und brachte die Bundeslade in die Stadt, die er somit in ein geistiges und politisches Zentrum verwandelte.



Die Herodianische Straße in der Davidstadt

Photo: Davidstadt

Davids Sohn Salomo dehnte die Stadt auf den Berg Moriah aus, wo  er den Tempel und seinen Palast bauen ließ. Nach seinem Tod zerfiel das Reich in zwei Teile –  Jerusalem war fortan nur noch die Hauptstadt Judäas.

Gegen Ende des achten Jahrhunderts v. Chr. besiegten die Assyrer das Königreich Israel und seine Hauptstadt Samaria. Zahlreiche Flüchtlinge strömten nach Jerusalem und ließen sich auf dem westlichen Hügel nieder, in neuen Vierteln, um die massive Schutzwälle errichtet wurden. Bald darauf eroberten die Assyrer auch die anderen Städte Judäas, scheiterten jedoch an dessen Hauptstadt  Jerusalem (2. Könige 19:35). Über 100 Jahre später, im hebräischen Monats Av des Jahres 586 v. Chr. eroberten die Babylonier die Stadt und zerstörten sie bis auf die Grundfesten (2. Könige 25:8-9).

Die Zeit der Rückkehr nach Zion (im ausgehenden 6. Jh. v. Chr.) brachte die Erneuerung der jüdischen Besiedlung Jerusalems und den Wiederaufbau des Tempels. Unter Statthalter Nehemiah wurden die zerstörten Mauern der Davidsstadt wieder aufgebaut (444 v. Chr.). Nach dem Hasmonäeraufstand (Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr.), wurde Jerusalem erneut Hauptstadt des Königreichs. Zur Zeit des Zweiten Tempels dehnte es sich wieder auf die westlichen Hügel aus, wo die Oberstadt  mit ihrem Luxusvierteln entstand. In der zur Unterstadt zählenden Davidsstadt baute Königin Helena von Adiabene mehrere Paläste für sich und ihre Familie, obwohl diese Gegend hauptsächlich von Armen bewohnt wurde. Während der Großen Revolte gegen Rom (66-70 n. Chr.) wurde die Davidsstadt dem Erdboden gleichgemacht.

Auf ihren Ruinen errichtete der römische Kaiser Hadrian seine heidnische Stadt Aelia Capitolina (135 CE), für deren Bau man die Steinquader des zerstörten jüdischen Jerusalem verwendete. Während der römischen und byzantinischen Epoche entstand auf dem nördlichen Teil des Hügels ein großes Wohnviertel. Im Süden, nahe dem Shiloah-Becken (Siloah), wurde im fünften Jhd. die Kirche von Siloah erbaut und während der frühen Muslimischen Ära entstand auch auf dem nördlichen Teil des Hügels ein Wohngebiet. Im 11. Jh. wurde der Südabschnitt der Stadtmauer Richtung Norden verlängert und reichte nun weit über die Davidsstadt und die alten Stadtgrenzen hinaus, deren ursprüngliche Lage allmählich in Vergessenheit geriet.

Erst gegen Ende der Osmanischen Periode kam es wieder zu einer jüdischen Besiedlung des Hügels, als die Familie Meyuha dort 1873 ihr Zuhause baute. Einige Jahre später, 1885, gründete eine große Gruppe von jemenitischen Juden die in unmittelbarer Nähe des arabischen Dorfes Silwan gelegene Siedlung Kfar Hashiloah. Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts die archäologische Erforschung Jerusalems begann, wurden auf dem Hügel Entdeckungen gemacht, die schließlich zur Identifizierung des alten Stadtkerns führten. Nun strömten Wissenschaftler und archäologische Expeditionen aus der ganzen Welt herbei, und bald schon verwandelte sich die Stätte in den am meisten ausgegrabenen Erdhügel der Geschichte der Archäologie.



Warrens Schacht in der Davidstadt

Photo: Ron Peled

Der beeindruckende archäologische Garten der Davidsstadt umfasst zahlreiche Stätten und Ausgrabungen, die eine besondere Perspektive bieten und einen Besuch wert sind:

1. Aussichtspunkt Beit Hatzofeh 
»Wie Berge Jerusalem rings umgeben, so ist der Herr um sein Volk, von nun an auf ewig.« (Psalm 125:2).

Von diesem Aussichtspunkt kkann man die Berge sehen, die die Davidsstadt umgeben. Sie haben die obigen Worte des Psalmisten inspiriert.  
Obwohl der Hügel der Davidsstadt relativ niedrig ist, ragte er in der Antike weit über die umliegenden Talsenken hinaus. Der zum Kidron-Tal abfallende Osthang ist immer noch ziemlich steil, aufgrund der Anhäufung von Schutt und Trümmern jedoch heute viel weniger als in der Vergangenheit. Auf dem Ölberg jenseits des Tals kann man Gräber aus der Zeit des Ersten Tempels sehen, etwas höher nördlich liegen die unzähligen Grabsteine des jüdischen Friedhofs.
Beim Blick in Richtung Norden sieht man den Tempel- bzw. den Moriah-Berg, der Überlieferung nach Ort, an dem Abraham beinahe seinen Sohn Isaak geopfert hätte. Davids Sohn Salomo erweiterte die Stadt und schloss den Berg Moriah mit ein, auf dem er den Tempel baute (2. Chronik 3:1). In dem befestigten Gebiet zwischen der Davidsstadt und dem Tempel baute er seinen Palast. Eine Mauer verband die Stadt und das neue königliche Wohnviertel zu einem Bereich: »Jerusalem du starke Stadt, dicht gebaut und fest gefügt.« (Psalm 122:3).

Im achten Jh. v. Chr. dehnte sich die Stadt auf den westlichen Hügel aus, wo heute der Zionsberg und das jüdische wie das armenische Viertel liegen. Die »Mischneh« (2. Chronik 34:22) und andere auf dem westlichen Hügel entstandene Wohnviertel trugen zum Wachstum der Stadt bei, so dass Jerusalem sich bis zum Ende der Ära des Ersten Tempels über eine Fläche von ca. 700 Dunam (177 Hektar) erstreckte – für damalige Begriffe eine sehr große Stadt.

Besucher des archäologischen Gartens der ehemaligen Davidsstadt sind herzlich eingeladen, eine neue und spannende 3-dimensionale Präsentation zu besuchen. Sehen zeigt die Davidsstadt im Wandel der Zeiten – von den Tagen der Bibel bis heute. Eintrittskarten sind an der Tageskasse erhältlich.



Replika einer mit einer Bulla versiegelten Pergamentrolle

Photo: Vladimir Naykhin, IAA

2. Der große Steinbau: Überreste von Davids Palast?
»Und Hiram, der König von Tyrus, sandte Boten zu David und ließ ihm Zedernholz überbringen; auch Zimmerleute und Maurer schickte er, und sie bauten David einen Palast.« (2. Samuel 5:11).
2005 wurden unter Ruinen aus der byzantinischen Ära und der Zeit des Zweiten Tempels Trümmer entdeckt, die als »der große Steinbau« bekannt wurden. Deutlich in der Baugrube erkennbar sind die Feldsteine, die einst als Fundament dieses riesigen Bauwerks dienten, dessen obere Stockwerke nicht überlebt haben. Jüngste Ausgrabungsarbeiten unter Leitung von Eilat Mazar brachten zahlreiche mit dem Bau verbundene Funde ans Licht, die nach Mazars Meinung darauf hinweisen, dass dieser im frühen 10. Jahrhundert v. Chr. entstanden war. Auf Basis biblischer  Hinweise zum Standort des Hauses Davids und herrschaftlicher architektonischer Elemente, die bei einem Erdrutsch in der Nähe gefunden wurden, hält man es durchaus für möglich, dass es sich bei dem großen Steinbau um den Palast von König David handelt.
Weiter wurden in der Nähe des Baus zwei Bullae (tönerne Urkundensiegel) gefunden, die hochrangigen Beamten aus dem Hofstaat des Königs Zedekia, des letzten judäischen Königs, gehört hatten. Sie tragen den Namen von Yuchal, dem Sohn von Shelemya, Sohn von Shobai, und den Namen von Gedalya, Sohn von Pashhur, die beide  erbitterte Gegner des Propheten Jeremia waren. »Shephatya, der Sohn Mattans, Gedalya, der Sohn Pashhurs, Yuchal, der Sohn Shelemyas und Pashhur, der Sohn Malkijas, hörten von den Worten, die Jeremia zum ganzen Volk redete… Darauf sagten die Beamten zum König: Dieser Mann muss mit dem Tod bestraft werden…« (Jeremia 38:1,4).  



Jerusalemer Nächte in der Davidstadt

Photo: Gad Rize

3 Das königliche Viertel (Bereich G)
»… Die Stadt soll auf ihrem Schutthügel  aufgebaut werden, die Festung auf ihrem alten Platz stehen.« (Jeremia 30:18). 
Viele Häuser des alten Jerusalem wurden an diesem Hang gebaut. Ihr Charakter und die darin gefundenen Relikte zeigen, dass dieses Viertel während der Zeit des Ersten Tempels von hohen Würdeträgern und königlichen Beamten bewohnt war. Aber das königliche Wohnviertel wurde 586 v. Chr. zusammen mit dem Rest der Stadt von den Babyloniern zerstört. Während der Frühzeit des Zweiten Tempels wurde über diesem Ausgrabungsgelände eine neue Stadtmauer errichtet, die die Ruinen, die hier zu sehen sind, aus der Stadt ausgrenzten.
 
A. Der steinerne Stufenbau
»…David eroberte die Burg Zion, sie wurde zur Stadt Davids.« (2. Samuel 5:7).
Der hier freigelegte beeindruckende Stufenbau war einst Teil einer großen Stützmauer. Über den Zeitpunkt von deren Entstehen streiten sich die Wissenschaftler. Einige meinen, sie sei im späten 13. oder frühen 12. Jhd. v. Chr. erbaut worden, und habe zum Fundament der von David eroberten kanaanitischen  Zionsfestung gehört. Andere glauben, sie habe Davids Palast gestützt, dessen Fundamente erst kürzlich oben auf dem Hügel freigelegt wurden.

B. Das Haus des Ahiel
»David baute sich Häuser in der Davidsstadt… « (1. Chronik 15:1).
Der auf Tonscherben in den Ruinen dieses Hauses gefundene Name Ahiel könnte der Name seines Besitzers sein. Das Haus mit seiner »Vier-Zimmer-Struktur« ist eine typische Wohnung aus der Zeit des Ersten Tempels. Es besteht aus drei rechteckigen Räumen, die rings um einen offenen Innenhof (das vierte Zimmer) angeordnet sind. Dort wurden Nutztiere gehalten und diverse  Hausarbeiten verrichtet. Die Dachbalken wurden von Säulen getragen, deren Reste hier zu sehen sind. Vermutlich hatte das Haus zwei Stockwerke.
Rechts am Gebäude gibt es einen steinernen WC-Sitz, der über eine Grube gestellt wurde. Das Vorhandensein einer Toilette in Wohnungsnähe weist auf den gehobenen Status der Bewohner hin.
 
C. Das ausgebrannte Zimmer
»Am siebten Tag des fünften Monats – das war im 19. Jahr des Königs Nebukadnezar von Babylon – rückte Nebusaradan, der Kommandant der Leibwache und Diener des Königs von Babel, in  Jerusalem ein und steckte das Haus des Herrn, den königlichen Palast und alle Häuser von Jerusalems in Brand. Jedes große Haus ließ er in Flammen aufgehen.« (2. Könige 25:8-9).
Das Feuer, das Jerusalem im Jahre 586 v. Chr. verzehrte, schonte auch das königliche Viertel nicht. Zwischen den Ruinen fand man das ausgebrannte Zimmer eines Hauses, das in der Feuersbrunst eingestürzt war; sein Boden war von einer dicken Ascheschicht bedeckt. Unter dem Schutthaufen fanden sich zahlreiche Pfeilspitzen und die verkohlten Überreste eines Möbelstücks mit geschnitztem Dattelpalm-Motiv. Auch dieses aus syrischem Holz gefertigte Relikt zeugt vom hohen Status der Hausbewohner.

D. Das Haus der Bullae
»So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Nimm diese Urkunden, den versiegelten Kaufvertrag und auch den offenen, und leg sie in einen irdenen Krug, damit sie lange Zeit erhalten bleiben.« (Jeremia 32:14).
Überreste eines als »Haus der Bullae« bekannt gewordenen Archivs wurden im niedriger gelegenen Teil der Ausgrabungsstätte gefunden. Der Bau, der das Archiv beherbergt hatte, wurde mit dem restlichen Viertel zerstört, sein Inventar ging mitsamt zahlreichen offiziellen Dokumenten in Flammen auf. Allerdings härtete das Feuer die Bullae, jene tönernen Siegel, die auf den Dokumenten angebracht wurden. So entdeckte der Archäologe Yigal Silo bei Ausgrabungen in der Davidsstadt ein Depot von 51 Bullae (1978-1985). Die Siegel tragen die Namen von Menschen, die zur Zeit des Ersten Tempels gelebt hatten. Einige von ihnen sind uns aus der Bibel bekannt, darunter Gemarja, Sohn des Schaphan, des bekannten Schreibers und Beamten am Hof des Königs Jojakim. (Jeremia 36:10).

E. Die Mauer des Nehemiah
»Als Sanballat hörte, dass wir die Mauer aufbauten. . . spottete er der Juden:.. Können sie die Steine, die doch ausgeglüht sind, aus den Schutthaufen zu neuem Leben aufrichten? Und Tobija von Ammon, der neben ihm stand, sagte: Lasst sie nur hauen! Springt ein Fuchs hinauf, dann reißt er ihre Steinmauer nieder.« Nehemia 3:33-35).
Rechts (nördlich) des steinernen Stufenbaus stand einst ein großer, Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr., zur Zeit Nehemias errichteter Steinturm. Der kleine Mauerabschnitt, der oben am steinernen Stufenbau zu sehen ist, gehört ebenfalls zu dieser Epoche. Man geht davon aus, dass Nehemia diese Mauer hier oben am Hang errichten ließ, weil die von den Babyloniern hinterlassenen Trümmerhaufen es unmöglich machten, sie entlang der ursprünglichen Linie wieder aufzubauen. Die Bibel erzählt, dass die Nachbarsvölker, die gegen den Wiederaufbau der Mauer waren, die Bauarbeiter so belästigten, dass diese zu den Waffen greifen mussten, um sich zu schützen: »Mit der einen Hand taten sie ihre Arbeit, in der anderen hielten sie den Wurfspieß.« (Nehemia 4,11).

4. Blick auf die alten Gräber
»Geh hinein zu diesem Verwalter, zu Schebna, der über den Palast gesetzt ist [und sprich]: Was hast du hier, und wen hast du hier, dass  du dir hier ein Grab aushaust? Du, der sich hoch oben sein Grab aushaut, sich eine Wohnung in den Felsen hineinmeißelt?« (Jesaja 22:15-16)
Das Kidron-Tal ist die Grenze zwischen den Lebenden in der Davidsstadt und den Toten in der Nekropole auf dem gegenüber liegenden Ölberg. Zwischen 1968 und 1970 verzeichneten die Archäologen David Ussischkin und Gabriel Barkay im Dorf Silwan rund 50 Grabhöhlen, die während der Zeit des ErstenTempels Teil des Jerusalemer Friedhofs gewesen waren. Sie dienten als Begräbnisstätten für die wohlhabenden Familien des judäischen Königreichs.
1870 entdeckte der französische Gelehrte Charles Clermont-Ganneau am Eingang einer dieser Höhlen folgende hebräische Inschrift: » […]iahu, der über dem Hause ist«. Der vollständige Name könnte Sebna (Shebnijahu?) lauten, ein Beamter, der am Hof des Königs Hiskia den Titel „über dem Haus“ (Jesaja 22:15-16) getragen hatte, und von dem Propheten dafür angegriffen worden war, dass er sich ein luxuriöses Grab hauen ließ. Die Inschrift enthält eine Warnung an Möchtegern-Plünderer: das Grab enthielte weder Silber noch Gold, sondern nur die Knochen der Verstorbenen. Weiter belegt die Inschrift jeden, der es wagen sollte, das Grab zu öffnen, mit einem Fluch.

5. Die Warren-Schacht-Anlage
»Und der König zog mit seinen Männern nach Jerusalem gegen die Jebusiter, die im Land wohnten…. Aber David nahm die Burg Zion ein; das ist die Stadt Davids. Und David sprach an jenem Tag: Wer die Jebusiter schlägt und die Wasserleitung erreicht…« (2. Samuel 5:6-8)
Die dicht am Fuß des Osthangs der Davidsstadt ausfließende Gichonquelle ist seit jeher Jerusalems wichtigste Wasserquelle. Da sie so tief liegt, mussten die Erbauer der Stadt sie allerdings außerhalb der Stadtmauern lassen. Im Herbst 1867 entdeckte der britische Forscher Captain Charles Warren einen unterirdischen Tunnel, der unterhalb der Stadtmauer verlief und zu einem 13 Meter tiefen Schacht führte.
Über Jahre hinweg galt dieser als Warren-Schacht bezeichnete Tunnel als Hauptkomponente des Wassersystems der antiken Stadt, aus dem die Bewohner in Zeiten der Belagerung ihr Quellwasser schöpften. Einige Gelehrte identifizierten die Quelle mit jener »Wasserleitung«, die Davids Soldaten benutzt haben sollen, um nach Jebus einzudringen.

Nach den Ausgrabungen von Ronny Reich und Eli Shukron wurden ab 1995 zahlreiche weitere Relikte entdeckt, die unser Verständnis des antiken Wasserversorgungssystems überholten: Im 18. Jhd. v. Chr. hauten die kanaanitischen Bewohner der Stadt ein großes Becken aus dem Felsen nahe der Gichonquelle und umgaben dieses mit Befestigungsanlagen. Dann stiegen sie, von den Wällen sicher beschützt, zum Wasserschöpfen durch den von Warren entdeckten Geheimgang zum befestigten Becken hinab, das außerhalb der Stadtmauern lag. Erst 1000 Jahren später, im achten Jhd. v. Chr., senkte sich der Boden des Tunnels aus unbekannten Gründen und enthüllte die Existenz einer natürlichen (Karst-)Quelle. Inzwischen ist klar, dass der Schacht im kanaanitischen Wassersystem keine Funktion erfüllte.

6. Der geheime Tunnel
Der Tunnel, durch den Sie gerade gehen, war der unterirdische Geheimgang, der zu dem befestigten Becken führte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die alten Jerusalemer Holzstufen bauten, um den steilen Abstieg im ersten Teil des Tunnels zu überwinden. In den Nischen standen Öllampen, die ihnen den Weg nach unten beleuchteten. Der nächste Tunnelabschnitt, der die Stadtmauer unterirdisch passierte, war weniger steil.

7. Das kanaanitische Becken und die Befestigungsanlagen
A. Das kanaanitische Becken 
Nun hat der Geheimgang am östlichen Hang außerhalb der Stadtmauern wieder ans Tageslicht geführt. Im Süden sieht man ein großes, aus dem Grundgestein gehauenes Becken. Dieses war das Herz des kanaanitischen Wassersystems, aus dem die Stadtbewohner ihr Wasser schöpften. Zunächst war es wohl ein Sammelreservoir für Regenwasser, später jedoch wurde eine seiner Ecken vertieft, so dass das Becken nun über in den Felsen gehauene Rinnen mit der Gichonquelle verbunden war. Möglich, dass dieses Reservoir auch Schauplatz der biblischen Geschichte von der Krönung Salomos war:
»Da gingen der Priester Zadok und der Prophet Nathan und Benaja, der Sohn Jojadas und die Kreter und Pleter hinab und setzten Salomo auf das Maultier des Königs David und führten ihn zur Gichonquelle. Und der Priester Zadok nahm das Ölhorn aus dem Zelt und salbte Salomo, und sie stießen in das Schopharhorn, und das ganze Volk rief: Es lebe der König Salomo!« (1 Könige 1:38-39).

B. Die Befestigungsanlagen des Beckens
Obwohl das Becken außerhalb der Stadtmauern lag, war es nicht wehrlos. Gestützt auf seine in Ausgrabungen freigelegten Überreste entwerfen Archäologen ein Bild der massiven Befestigungsanlagen, die das Reservoir umgaben. Ein Beispiel dafür ist über der Nordseite des Beckens zu  sehen. Es besteht aus zwei parallel verlaufenden Mauern, die als bewachter Durchgang zum Wasser dienten.

C. Der Quellenturm
Die großen Steine unterhalb des Metallgerüsts, auf dem Sie stehen, sind die Fundamente des Turms, der die Gichonquelle umgab. Jeder Stein wiegt mehrere Tonnen. Die Ostwand des Turms ist rund sieben Meter breit, seine Fläche betrug etwa 230 qm. Diese Dimensionen und der hohe technologische Stand, der zum Bau eines solchen Wassersystems notwendig war, zeugen davon, wie fortschrittlich die Kanaaniter im Bereich des Maschinen- und Anlagenbaus waren.

D. David steht vor den Wällen von Jebus
»… Und der König zog… nach Jerusalem gegen die Jebusiter… Die aber sprachen zu David…: Du wirst hier nicht hereinkommen… Denn sie dachten: David kann nicht hier hereinkommen!… Und David sprach an jenem Tag: Wer die Jebusiter schlägt und die Wasserleitung erreicht… « (2. Samuel 5,6-8).
Diese Befestigungen hier wurden im 18. Jh. v. Chr von den Kanaanitern gebaut, blieben jedoch lange Zeit bestehen. Möglich, dass auch David vor diesen Mauern stand, als er sich aufmachte, um Jebus zu erobern. Wie schwer es war, die Stadtmauern zu überwinden, zeigt die biblische Geschichte vom »Blinden und Lahmen«, die von den Jebusitern auf den Wällen stationiert wurden, vielleicht in Verspottung von Davids Absicht, die Befestigungsanlagen zu durchbrechen.

8.  Die Gihonquelle
Die Gihonquelle ist eine der größten Quellen der Bergregion um Jerusalem. Bis vor einigen Jahrzehnten pulsierte diese Karstquelle noch in regelmäßigen Abständen, und wurde ihrem hebräischen Namen gerecht, der sich von dem Begriff für »Glucksen« ableitet.

9. Der kanaanitische Tunnel
»…der Bach, der mitten durch das Land floss … « (2. Chronik 32:4).

Schon in den Frühtagen Jerusalems verstanden es die Kanaaniter, das Wasser der Gihonquelle in ein Sammelbecken südlich der Stadt umzuleiten. Es floss durch einen Kanal, der heute als der kanaanitische Tunnel (oder Shiloah-Kanal bzw. Kanal II) bekannt ist, und am Osthang der Davidsstadt eine Entfernung von 400 m zurücklegte. Auf seinem Weg nach Süden wurde ein Teil des Wassers durch einen kurzen Verbindungskanal in das kanaanitische Becken geleitet. Ein Stück weiter diente es zur Bewässerung der Felder des Kidron-Tals. Möglicherweise beziehen sich auch die Worte des Propheten Jesaja über »das still fließende Wasser von Shiloah« (Jesaja 8:6) auf die sanfte Neigung des kanaanitischen Tunnels und die relativ ruhige Strömung des Wassers. Ab dem 8. Jh. v. Chr. wurde der Tunnel nicht länger benutzt, da Hiskia das Wasser in ein alternatives System umleitete.

10. Hiskias Tunnel
»Und die Leute versammelten sich in großer Zahl und verstopften alle Quellen und den Bach, der mitten durch das Land fließt, und sprachen: Warum sollten die Könige von Assyrien viel Wasser finden, wenn sie kommen?« (2. Chronik 32:4).
Getrieben von der Angst, das assyrische Heer könnte die reichen Wasservorräte vor der Stadt benutzen, ließ König Hiskia von Judäa einen Tunnel ins Herz des Felsens hauen und leitete den Gihon um. Nun floss das Wasser in da von Wällen umgebene Shiloah-Becken im Süden der Stadt (2. Chronik 32:30). Der mehr als 500 m lange gewundene Tunnel wurde von beiden Seiten gleichzeitig unter der Erde in den Felsen gehauen. Der Höhenunterschied zwischen dem Ursprung der Quelle und dem Tunnelende beträgt nur 30 Zentimeter (ein durchschnittliches Gefälle von 0,06 Prozent) – eine wahrhaft erstaunliche baukundliche Leistung: »Was aber mehr von Hiskia zu sagen ist, und alle seine großen Taten, und wie er den Teich und die Wasserleitung erbaute und das Wasser in die Stadt leitete, ist das nicht aufgezeichnet im Buch der Chronik der Könige von Juda?« (2. Könige 20,20).
1880 entdeckte man sechs Meter vom Tunnelausgang entfernt eine Inschrift in althebräischen Buchstaben. Sie schildert die letzten Momente der komplexen Bauarbeiten und die dramatische Begegnung der beiden Bergmanntrupps.
»Während sie die Axt schwangen, jeder seinem Kameraden gegenüber, und während es noch drei Ellen auszugraben gab, wurde die Stimme eines Mannes laut, der seinen Kameraden rief, denn da war ein ZDH (Riss?) im Felsen auf der Rechten und auf der Linken. Und am Tag der Fertigstellung des Tunnels hackten die Hauer jeder Mann in Richtung seines Kollegen, Axt auf Axt. Und es floss das Wasser aus der Quelle bis zum Becken, zweihunderteintausend Ellen. Und hundert Ellen war die Höhe der Felsen über den Köpfen der Hauer.«

Die Shiloah (Siloah)-Inschrift
Vor Betreten des Tunnels sollten Besucher die Sicherheitshinweise beachten!

11. Die Mauern des alten Jerusalem (Bereich E)
Hier sieht man einen 90 m langen Abschnitt der antiken Stadtmauer aus der Zeit des Ersten Tempels. Er wurde zwischen 1978-1985 von Yigal Shiloh ausgegraben und besteht aus großen Feldsteinen auf einer natürlichen Felsenböschung. Ein Segment der ursprünglichen kanaanitischen Mauer aus noch größeren Feldsteinen ist im nördlichen Teil dieses Abschnitts zu sehen.

12. Die Weill-Ausgrabungen (»Die Gräber des Hauses Davids«)
»Und David legte sich zu seinen Vätern und wurde begraben in der Stadt Davids.« (1. Könige 2:10).

Über viele Generationen hinweg bewahrten die Einwohner der Stadt die Erinnerung an die Gräber des Hauses David, die sich in Jerusalem befinden. Dank ihres imposanten Charakters finden sie auch im Buche Nehemias Erwähnung, der die von den aus dem Exil Heimgekehrten gebaute Stadtmauer beschreibt: »Nach ihm besserte Nehemia aus, der Sohn Asbuks, der Oberste über die Hälfte des Bezirks Beth-Zur, bis gegenüber den Gräbern Davids und bis an den künstlichen Teich und bis an das Haus der Helden.« (Nehemia 3,16).
Später werden die Gräber noch in den Schriften des Josephus Flavius und in rabbinischen Texten über das Ende des Zweiten Tempels erwähnt. Mit dessen Zerstörung geriet auch deren Standort in Vergessenheit, und im Mittelalter glaubte man, das Grab von König David auf dem Zionsberg identifiziert zu haben. 1913 schickte Baron Edmond de Rothschild den französisch-jüdischen Archäologen Raymond Weill ins Land, um in der Davidsstadt nach den Gräbern des Hauses David zu suchen. Weill entdeckte mehrere Felsentunnels- und Höhlen, die er für die Überreste letzterer hielt. Die Entdeckung sehr viel prunkvollerer Grabhöhlen aus derselben Epoche erwecken jedoch Zweifel an seiner Theorie.

Die Inschrift des Theodotos
Eine Synagoge aus der Zeit des Tempels hier trägt die so genannte Inschrift des Theodotos:

»Theodotos, Sohn des Vetteno, Priester und Haupt einer Synagoge, Sohn eines Synagogenhauptes, Enkel eines Synagogenhauptes, baute diese Synagoge wieder auf, um dort das Gesetz zu lesen und die Gebote zu lehren, ebenso wie die Herberge, Räume und Bäder, zur Unterbringung derer, die von auswärts darauf angewiesen sind. Erbaut von seinen Vorvätern, den Ältesten und Simonides.«
 
Diese Inschrift in griechischer Sprache fand Weill bei seiner Expedition 1913-1914. Sie stammt aus dem ersten Jh. n. Chr. und erzählt er von der Gründung einer Jerusalemer Synagoge durch einen Mann namens Theodotos, der wie seine Vorfahren als Synagogenhaupt gedient hatte. Die Inschrift bezeugt, dass es bereits während der Zeit des Zweiten Tempels in Jerusalem Synagogen gab, die als Ort zum Lesen und Lehren der Tora und des jüdischen Gesetzes sowie zur Unterbringung von Pilgern dienten.  

13. Das Haus Meyuhas
Rachamim Nathan Meyuhas, Sproß einer alten sephardischen Familie in Jerusalem, war ein Metzger, der im späten 19. Jh. in der Altstadt lebte. 1873 verließ Meyuhas die engen, aber relativ sicheren Grenzen der Altstadt, um sich in der Davidsstadt ein neues Heim zu bauen. In einem Brief an seine Familie schrieb er: »Von nun an richten wir unser Zuhause  im Dorf Shiloah in der Nähe der Stadt ein. Dort werden wir leben und dort werden wir Licht haben und frische Luft atmen. Wir werden nicht länger trübes Brunnenwasser trinken, und wir werden nicht länger gekauftes Gemüse essen. Unser Wasser wird vielmehr lebendiges Quellwasser sein, und unser Gemüse werden wir mit unseren eigenen Händen säen, und uns daran ergötzen.«

14. Ausblick auf die drei Täler  
»…und die Grenze geht hinab bis zum Fuß des Berges, der vor dem Tal des Sohnes Hinnom, in der Talebene der Rephaiter gegen Norden liegt, und zieht sich durch das Tal Hinnom hinab südlich zum Bergrücken der Jebusiter und kommt hinab nach En-Rogel;.« (Josua 18:16)
Von diesem Aussichtspunkt können Sie sehen, wo das mittlere Tal und das Ben-Hinnom-Tal mit dem Kidron-Tal zusammentreffen. Dort, im fruchtbaren Bachbett des Kidron mit seinen reichen Wassern, lagen die in der Bibel mehrfach erwähnten Gärten des Königs.

15. Das Dorf Silwan und Kfar Hashiloah
Das arabische Dorf Silwan liegt am südlichen Kamm des Ölbergs. Hier und da kann man zwischen seinen Häusern immer noch einige der Heime des jemenitischen Dorfes Kfar Hashiloah erkennen.1882 ließ eine Gruppe von Einwanderern aus Sanaa im Jemen ihre Häuser und Besitztümer hinter sich und kam nach Jerusalem, durchdrungen von dem Glauben, dass die Erlösung nahe sei. Aber die jemenitischen Neuankömmlinge wurden nicht gut aufgenommen und fanden sich in schrecklicher Not und Armut wieder. Schließlich eilte ihnen die jüdische Gemeinde zu Hilfe und kaufte Land zur Errichtung von Kfar Hashiloah, der ersten jemenitischen Siedlung im Lande Israel und eines der ersten jüdischen Wohnviertel Jerusalems außerhalb der Alstadt (1885). Während der arabischen Aufstände 1936-1939 waren die Juden von Kfar Hashiloah gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Als sich das arabische Dorf Silwan im 20. Jh. ausdehnte, verschlang es schließlich auch die Häuser des jemenitischen Dorfes.

16. Das Shiloah- (Siloam) Becken
»Was aber mehr von Hiskia zu sagen ist, und alle seine großen Taten, und wie er den Teich und die Wasserleitung erbaute und das Wasser in die Stadt leitete, ist das nicht aufgezeichnet im Buch der Chronik der Könige von Juda« (2 Könige 20:20)
Obwohl keine eindeutigen Überreste von Hiskias Becken gefunden wurden, lag dieses wahrscheinlich an der Basis des Mittleren Tals. Hiskia schloss das Becken zwischen den Mauern der Davidstadt und der von ihm errichteten neuen Mauer um den westlichen Hügel ein: »Und ihr seht nach den Rissen [in der Mauer] der Stadt Davids – denn es sind viele – und die Wasser des unteren Teiches sammelt ihr.« (Jesaja 22:9)
2004 wurden hier Reste eines herrlichen Beckens aus der Spätzeit des Zweiten Tempels entdeckt – das Shiloah-Becken. An vier Seiten führten verschüttete Stufen bis zu seinem Grund hinab. Darunter fand man Reste eines noch älteren Beckens aus der Hasmonäerzeit. Es scheint, als habe sich dieses über den gesamten Bereich des heutigen Obstgartens, also über drei Dunam (50 x 60 Meter) erstreckt.
Texte aus der Zeit des Zweiten Tempels erwähnen das Shiloah-Becken im Zusammenhang mit dem Tempelzeremoniell: „Wie wurde das Wasser-Trankopfer durchgeführt? Er [der Priester] pflegte einen goldenen Behälter  mit Wasser aus Shiloah füllen, der drei Einheiten  [Maß für Flüssigkeiten] enthält“ (Mischna Sukka 4:9)
Die besondere Stufenarchitektur des Beckens führte die Archäologen zu der Annahme, dass dieses von Pilgern vor ihrem Besuch im Tempel als rituelles Reinigungsbad benutzt wurde.
 
17. Die Promenade und die Westliche Stufenstraße: »Der Pilgerweg«
Eine Treppenflucht führte vom Becken zu einem großen gepflasterten Platz. An dessen Südseite (die ans Becken grenzte) stand auf einer erhöhten Plattform ein überdachter Säulengang.
Dieser schuf eine angenehme Promenade, wo die Menschen entlang schlendern und den Blick aufs Shiloah-Becken genießen konnten. Eine moderne Wandmalerei in der Nähe des Platzes schildert den Alltag am Becken zur Zeit des Zweiten Tempels.
Der Vater, der in diesem Bild sein Kind auf den Schultern trägt, erweckte unter den Weisen eine heftige Debatte darüber, ab welchem Alter die Wallfahrt zur Pflicht werde: »Wer gilt als Kind? Alle, die nicht auf den Schultern ihres Vaters reiten und aus Jerusalem zum Tempelberg hinaufsteigen können. So sagen die Schüler des Schammai. Die Schüler Hillels hingegen sagen: Jeder, der nicht seines Vaters Hand halten, und aus Jerusalem zum Tempelberg hinaufsteigen kann..« (Mischna Hagiga 1:1)
An der Nordwestseite des gepflasterten Platzes fand man eine gestufte Straße, die vom Becken entlang dem Mittleren Tal (Tyropoeon) in den Norden hinauf verlief. Wissenschaftler glauben, dieser Weg habe die Pilger einst ans Endziel ihrer Reise geführt – den heiligen Tempel.

18. Die Östliche Stufenstraße: die letzte Zuflucht

Eine weitere Straße aus der Zeit des Zweiten Tempels wurde östlich des Platzes entdeckt. Tatsächlich könnten diese beiden Wege Teil derselben Durchgangsstraße gewesen sein, deren südliches Ende sehr breit war. Ihre Pflastersteine waren in hervorragendem Zustand – außer einigen beschädigten Stellen. Unter diesen sieht man den großen Abflusskanal, der durch das Tyropoeon-Tal verlief. Auf seinem Grund fanden die Archäologen unversehrtes Kochgeschirr und während des großen Aufstandes gegen Rom geprägte Münzen. Sie vermuten, dass die letzten überlebenden jüdischen Rebellen 70 n. Chr. durch diesen Kanal aus der Stadt flohen. Das Pflaster wurde offenbar von römischen Soldaten zertrümmert, die dort nach den Flüchtlingen suchten.

19. Funde aus dem Abflusskanal der herodianischen Straße
Josephus Flavius schildert: »Jeder Mensch, der sich zeigte, wurde von den Römern entweder getötet oder gefangen genommen, und dann wurden die in der Kanalisation aufgespürt, sie rissen den Boden auf, und jeder, der in ihre Hände fiel, wurde getötet.« (Der jüdische Krieg, 6, 9, 4)

20. Der byzantinische Shiloah-Teich
Am Ausgang des Hiskia-Tunnels sieht man einen Teil des byzantinischen Siloam-Teichs (die griechische Aussprache des hebräischen Shiloah). Dabei handelt es sich um ein prachtvolles Becken, das in die Kirchenanlage von Siloam integriert wurde. Letztere wurde offenbar Mitte des fünften Jahrhunderts von Kaiserin Eudokia erbaut. Die Byzantiner bauten die Kirche und den Teich in Erinnerung an die christliche Überlieferung vom Wunder der Heilung eines Blinden. (Johannes 9).