Schätzungen zufolge gehört etwa ein Drittel der Menschheit dem Christentum an.
Im Mittelpunkt des christlichen Glaubens stehen das Bekenntnis zu einem einzigen Gott, der die Menschheit durch Kreuzigung und Auferstehung seines Sohnes, des Messias, von ihren Sünden erlöste, sowie die Dreifaltigkeit Gottes: Die Wesenseinheit von Vater, Sohn und Heiligem Geist.
Jesus Christus („der Gesalbte“) war der der Sohn eines jüdischen Zimmermanns und wirkte im ersten Jahrhundert als Wanderprediger im Land Israel, das damals unter der Herrschaft Roms stand. Sein Ziel war die Erneuerung des jüdischen Glaubens.
Aus der Gemeinschaft der Jünger Jesus – der 12 Apostel – sowie weiterer Anhänger ging nach seinem Tod die christliche Urgemeinde in Jerusalem hervor, deren Anhänger die zunächst als Judenchristen galten.
In den ersten Jahrhunderten der christlichen Ära breitete sich die neue Religion im Mittelmeerraum aus. Dabei übte auch die hellenistische Kultur einen starken Einfluss auf das christliche Gedankengut aus. Es entstanden christliche Gemeinden in Vorderasien, Nordafrika und Europa – in Armenien, Syrien, Äthiopien, Ägypten, Griechenland und Italien.
In Rom und von Rom wurden die frühen Christen abwechselnd geduldet und verfolgt, bis Kaiser Konstantin der Große im 4. Jahrhundert das Christentum zu seiner eigenen und damit zur Staatsreligion machte. Er verlegte seine Residenz von Rom nach Byzanz (später Konstantinopel, heute Istanbul). Die Kaiserinmutter Helena errichtete in Jerusalem die Kirche des Heiligen Grabes an der Stelle, an welcher der Überlieferung zufolge die Kreuzigung, das Begräbnis und die Auferstehung Jesus stattgefunden hatten.
Das erste Konzil von Nicäa kanonisierte das Christentum, und seit Kaiser Konstantin ist Rom der Sitz des Papstes als Nachfolger von Simon Petrus, des Apostels, den Jesus der Überlieferung nach mit der Gründung seiner Kirche beauftragte.
Nach dem Tode Konstantins spaltete sich das römische Reich im Jahre 395 in einen westlichen Teil mit Rom als Hauptstadt und ein Ostreich, dessen Hauptstadt Byzanz war. Jerusalem befand sich nun unter der Herrschaft des oströmischen Reiches. Das Christentum spaltete sich analog in die westliche, lateinische, bzw. katholische Kirche und die orthodoxe Ostkirche.
Beiden gemeinsam sind sieben Sakramente – Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße, Krankensalbung und Weihe. Die nach der lutherischen Reformation im 15. Jahrhundert entstandene protestantische (evangelische) Kirche neigt eher zur Anerkennung von fünf Sakramenten – Taufe, Abendmahl, Beichte, Ehe, und Ordination.
Unterschiedliche Traditionen und Lehrmeinungen führten im Lauf der Geschichte zur Entstehung zahlreicher Glaubensrichtungen und Strömungen. Heute lassen sich diese in mehrere Hauptgruppen unterteilen: Die römisch-katholische Kirche, die orthodoxen (östlichen) Kirchen – darunter die griechisch-katholische und die griechisch-orthodoxe Kirche, die russisch-orthodoxe Kirche, die syrische, koptische, armenische, chaldäische und äthiopische Kirche – die evangelische und die anglikanische Kirche, Baptisten, Mormonen und viele mehr.
Mit rund 2,25 Milliarden Gläubigen ist das Christentum vor Islam und Hinduismus die am meisten verbreitete Religion der Welt.
Das Selbstverständnis der christlichen Religion beruht auf der bedingungslosen Liebe des dreieinigen Gottes zu den Menschen und der gesamten Schöpfung. Daher versteht sich das Christentum einerseits als universale Religion und leitet andererseits aus diesem Sendungsauftrag eine missionarische Aufgabe ab, die im Verlauf der Geschichte vor allem das Verhältnis zum Judentum wiederholt belastete.
Der Mission steht die Ökumene gegenüber, der Dialog zwischen den verschiedenen christlichen Denominationen, und ihr Streben nach Verständigung. Die abrahamitische Ökumene wiederum hebt die Wurzeln und Gemeinsamkeiten hervor, die sich das Christentum mit Judentum und Islam teilt und fördert damit das interreligiöse Gespräch.
Jerusalem als Geburtsort des Christentums, als der Ort, an dem das Wirken Jesus kulminierte, an dem sich die erste christliche Gemeinschaft bildete, gilt allen Christen als heilige Stadt und besitzt eine spirituell besondere Bedeutung.
Hier sind alle Kirchen vertreten, und neben der Via Dolorosa, die den Leidenweg Christi nachvollzieht, und der Kirche des Heiligen Grabes ziehen zahlreiche weitere heilige Stätten, Kirchen, Klöster und religiöse Einrichtungen jedes Jahr Hunderttausende christlicher Pilger und Besucher an.